Meine Hand ist ausgestreckt. Ergreift sie!

Der außerordentliche Bundesparteitag der Piraten in Halle ist mit guten Ergebnissen und unschönen Situationen zu Ende gegangen. Ich selbst konnte nicht dabei sein, da mein Arbeitgeber mich für das Wochenende fest eingeplant hatte. Mir blieb also nur, auf Twitter und – nach der Arbeit – im Livestream zu verfolgen, was da passierte.

 

Für einige waren die Ergebnisse sicher ein Schock. Unsere parteiinternen linksextremen Mitglieder machten ihrem Unmut über die Ergebnisse wohl dadurch Luft, dass sie in bester Krawallantifamanier vor der Halle Sprüche wie „Nie, nie, nie wieder Deutschland!“ skandierten und wohl immer wieder dadurch auffielen, dass sie rumpöbelten. Dass ist sicherlich kein Verhalten erwachsener Menschen, die gerade eine absolute Niederlage einstecken mussten. Als Berliner möchte ich mich dafür nicht nur bei den in der Halle anwesenden Piraten entschuldigen, sondern bei den Piraten generell.

 

Diese „Fraktion“ scheint nicht so wirklich verstanden zu haben, was am Wochenende in Halle wirklich passiert ist. Und nur für die versuche ich es mal in ganz einfachen Worten zu beschreiben: Die anwesenden und akkreditierten Mitglieder der Piratenpartei Deutschlands haben haben sich stellvertretend für den Rest der Partei gegen Radikalismus/Extremismus jeglicher Art positioniert!

 

Eine kleine Clique, vorrangig aus meinem Berliner Landesverband, hatte es geschafft, einen „Antifa-Meinungsterror“ zu verbreiten, der gemäßigte Piraten wie mich Mundtot machen sollte. Ja: Das Zulassen nur EINER Meinung ist eine Diktatur und somit Terror. Vor allem, wenn man aus den fadenscheinigsten Gründen als „Rassist“, „Nazi“ oder „Faschist“ bezeichnet wird. Dass ist mir mehrfach widerfahren. Ein Beispiel gefällig?

Beim ÖPNV-Squad in Berlin ging es einmal um die Frage, ob im Berliner Zentrum mehr Leihfahrräder für Touristen zur Verfügung gestellt werden sollten. Ich sprach mich dagegen aus und begründete dass damit, dass die meisten Touristen nicht auf die Besonderheiten des Berliner Verkehrs vorbereitet und somit selbst gefährdet seien als auch andere gefährden könnten. Ich erlebe dass oft genug, wenn ich im Zentrum mit dem Fahrrad unterwegs bin und Gruppen auf Leihrädern der Deutschen Bahn oder von „Berlin on Bike“ sehe. Da hält man doch schon mal einen extremen Sicherheitsabstand um nicht in doofe Situationen zu kommen. Darauf wurde ich von einer gewissen Piratin (Namen möchte ich hier aus Fairness nicht nennen, ist aber den damals Anwesenden bekannt) als Rassist bezeichnet. Was hat bitteschön das Ganze mit Rassismus zu tun? Ich persönlich finde es rassistischer, Menschen darin zu unterstützen, sich selbst in eine vielleicht tödliche Gefahr zu begeben. Ich arbeite in der Taxizentrale von Berlin. Kleiner Tipp: Sprecht mal einen Berliner Taxifahrer auf Touristen auf Leihfahrrädern an und beobachtet seine Reaktion darauf.

 

Dieses war nur ein Beispiel. Ich könnte noch etliche andere nennen, wo mit der „Rassismuskeule“ Mitglieder meiner Partei ruhig gestellt werden sollten. Bei mir hat man es nicht geschafft. Das Kuriose an der Sache ist, dass durch den inflationären Dauermissbrauch von Worten wie „Nazi“, „Faschist“ oder „Rassist“ diese Worte sogar ihre ursprünglich negative Bedeutung verloren haben und eigentlich eher eine Art „Auszeichnung“ darstellen. Einen Orden, den man dafür verliehen bekommt, dass man noch selbst denkt und nicht blind und mit Scheuklappen gesegnet einer Ideologie hinterherrennt. Die Parteimitglieder, die andere permanent mit diesen „Orden“ auszeichneten, zeigten damit nur, dass sie keine anderen Argumente als Beleidigungen haben.

 

Aber zurück zum Thema. Die besagten Mitglieder der „Antifafraktion“ zeigten gerade durch ihre Reaktionen auf die Wahlergebnisse beim Parteitag besonders deutlich, was sie eigentlich von unserem Grundsatzprogramm und somit von Demokratie halten. Im Grundsatzprogramm unserer Partei heißt es:

 

Mehr Demokratie wagen

Die Piratenpartei Deutschland sieht Demokratie als die bestmögliche Herrschaftsform, da nur eine echte Demokratie ein faires und gerechtes Miteinander sowie den Ausgleich der Interessen Einzelner innerhalb des Staates ermöglicht.“

 

Dass bedeutet, dass Mehrheitsentscheidungen akzeptiert werden. Ob man sie persönlich gut findet oder nicht. Dass ist nun mal Demokratie.

 

Statt dessen pöbelten Teile der besagten „Antifafraktion“ auf Twitter, die Piratenpartei sei jetzt eine „rechte Splitterpartei“, Faschisten seien an die Macht gekommen und so weiter und so fort. Dabei waren, wie nicht anders zu erwarten, die allseits bekannten und führenden Hauptverdächtigen dieser kleinen Gruppe wieder mal Federführend.

 

Und genau gegen solche Auswüchse hat sich meine Partei endlich klar positioniert. Meine Partei hat klar gemacht, dass sie sozialliberal, von mir aus auch linksliberal, keinesfalls aber linksradikal sein will. Dass, und nichts anderes, hat die Mehrheit der Partei beschlossen!

 

Nun heißt es, gemeinsam das Beste aus der verfahrenen Situation zu machen. Eine Hexenjagd gegen unsere „Ultralinken“ wäre jetzt nicht nur ein falsches Signal, sondern schlichtweg idiotisch. Wir müssen einfach lernen, uns gegenseitig ohne Beleidigungen zu respektieren und die verfahrene Kiste gemeinsam aus dem Dreck zu ziehen. Meiner Ansicht nach müssen wir einfach nur aufeinander zugehen, wieder miteinander reden. Dass tun, wozu ich immer bereit war und bin. Vielleicht hören jetzt auch mal „meine“ Piraten in meinem Bezirk auf, mich geflissentlich zu ignorieren und setzen sich mit mir zu einem klärenden Gespräch zusammen. Meine Hand ist ausgestreckt und ich stehe gern dafür zur Verfügung. Allerdings mache ich dafür einen Punkt zur Bedingung: Ich erwarte von den „Ultralinken“, die Bereitschaft, die Scheuklappen abzulegen und mit Argumenten statt mit Beleidigungen zu punkten. Und auch die Bereitschaft, Gegenargumente an sich ranzulassen und auch darüber Nachzudenken. Legt endlich eure Scheuklappen ab!!!

 

Bei vielen Piraten des „ultralinken“ Flügels sehe ich dabei sogar große Chancen. Diese würde ich sogar gern als „das linke Gewissen der Partei“ bezeichnen. Bei anderen sehe ich diese Möglichkeit leider nicht. Und hier stellt sich die Frage, ob sie nicht besser austreten. Wir sind nämlich eine Demokratische Partei!

Screenshot - 29.06.2014 - 21:49:29

Zum Abschluss nur noch eins: In Zukunft wird jede und jeder, die/der mich noch mal als „Nazi“, „Rassist“ oder „Faschist“ bezeichnet, von mir strafrechtlich zur Verantwortung gezogen. Von diesen „Orden“ habe ich genug, noch mehr davon brauche ich von euch nicht. Ich erwarte eher von euch, dass ihr meine ausgestreckte Hand ergreift und wir endlich wieder dass mit der Politik machen. Gemeinsam und auf der Basis gegenseitigen Respekts. Ihr wisst, wie ihr mich erreichen könnt.

20 Gedanken zu „Meine Hand ist ausgestreckt. Ergreift sie!

  1. Tja mit der Meinung ist es wie mit dem Wetter.
    Aktuell fällt mir nur eins Dazu ein. „Was ich denk und Tu trau ich auch ein anderen zu:“
    Ich möchte dich bitten dich zu informieren und zwar selbst!
    In Halle kam es nur zu unschönen Momenten und Zwar von deiner so schön hochgelobten Sozial-liberalen Fraktion.
    Oder wie erklärst du dir den „null“ Respekt vor den Kandidaten der „anderen Fraktion“ Ich denke das ihr so viel auf Meinungsfreiheit legt. Wo war die da?
    Sorry, Du warst nicht vor Ort, es war einer der entspanntesten Parteitage die ich mitgemacht habe. Die Security hat wenig Zutun das Arwarness Team auch.
    Ich war in der Mainorga und ich habe den Parteitag 5 Tage begleitet.
    Und kleiner Tipp am Rande Lies das Grundsatzprogramm und überfliege es nicht nur.

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    • Auch ich bin froh, dass die Security wenig zu tun gehabt hat. Allerdings stellt sich mir ehrlich die Frage, woher deine Annahme kommt, ich hätte das Grundsatzprogramm nur „überflogen“? Brauchst du Nachhilfe? Kannst du haben: http://wiki.piratenpartei.de/Parteiprogramm

      Und dass sich gewisse Leute danebenbenommen haben ist aus zu vielen Quellen belegt als dass du das abstreiten kannst. Fakt.

      Sei doch lieber ehrlich und schreibe hier, dass du mit den Ergebnissen des #aBPT nicht klarkommst.

      Wenn du meinen Blog nicht nur gelesen, sondern sogar verstanden hättest wäre dir aufgefallen, dass er nicht aus irgendwelchen Angriffen oder Pöbeleien besteht.

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    • Wer Wind säht, wird Sturm ernten. Seit jahren diffamiert, wie ja hier beschrieben, der linksaußen-flügel alle andersdenkenden und beißt gewissenlos um sich. jetzt habt ihr die retourkutsche erhalten. und das zu recht.

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      • Mag sein. Aber Schadenfreude oder Rachegelüste sind jetzt fehl am Platze. Ich hoffe, ich habe in meinem Blogartikel klar gemacht, was ich mir wünsche: Eine Partei des MITEINANDERS anstatt des GEGENEINANDERS.

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    • LESEN!!! Da steht die wunderschönen Worte „stellvertretend für den Rest der Partei“!!! Ach aj, wenn du gelesen hättest, hättest du ja nix zum Pöbeln.
      Nimm doch einfach die Ergebnisse zur Kenntnis und lebe damit. Wenn du das nicht kannst bist du auf jeden Fall kein Demokrat!!!

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    • Sehr schön. Jetzt war es also nur „die Mehrheit der Akkreditierten“. Wo war derlei Einsicht als der linksradikale flügel auf früheren parteitagen seine position z.t. mit mehrfachabstimmungen durchgedrückt hat? meiner meinung nach war dieser parteitag der demokratischste und gesamtparteilich akzeptierteste der letzten jahre.

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      • Sorry, wieso „nur die Mehrheit der Akkreditierten“? Habe ich irgendwie den demokratischen Ablauf infrage gestellt? Ich glaube nicht. Im Gegenteil: Ich habe gleich zu Anfang erklärt, dass die Ergebnisse gut sind: Der außerordentliche Bundesparteitag der Piraten in Halle ist mit guten Ergebnissen und unschönen Situationen zu Ende gegangen.

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  2. Die neuerdings unter Piraten verbreitete Mode, sich fortwährend gegenseitig anzuzeigen, abzumahnen oder derlei anzudrohen, ist für mich als (mittlerweile Ex-)Wählerin wirklich gruslig mit anzuschauen! Nie hätte ich gedacht, dass sowas bei den Piraten mal Standardmittel politischer Auseinandersetzung werden würde!

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    • Hallo Leonie,

      ich glaube, niemand hat dass je gedacht. Und ich glaube auch, dass es sich dabei nur um eine Phase handelt, bis wieder Ruhe einkehrt. Allerdings kann ein „gegenseitiges Anzeigen“ auch nur das letzte Mittel sein sich zu wehren. Zu diesem Mittel werde ich aber zukünftig greifen. No Chance für Verleumder, Mobber, Diffamisten. Diese Phase ist – zumindest bei mir – endlich und endgültig vorbei.

      Gegenseitige Beleidigungen haben generell bei den Piraten nichts zu suchen. Wer zu solchen Mitteln greift hat, zumindest bisher, oft genug versucht, den oder die Andersdenkende/n zu diffamieren. Und wenn es anders nicht möglich ist, sowas abzustellen, werde ich notgedrungener Weise zu diesem Mittel greifen. Anders scheinen es gewisse Personen nicht zu verstehen.

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  3. Eine moderne Partei soll sich um der Zukunftsorientierte Problemlösung kümmern
    – und nicht die Fehlern der Vergangenheit wiederholen

    Ob es um der
    – Ergebnis der Faschismus oder
    – Errungenschaften des Sozialismus
    eines habe die beide gemeinsam:
    – der Bereitschaft andersdenkende eine ‚Stemple‘ aufzudrücken und Auszugrenzen

    Viele Leute scheine dies nicht kapieren zu wollen.

    Aber womöglich gibt es eine viel einfachere Erklärung für diese Phänomen:
    – mit der Name ‚Piraten‘ verbinden sie ihre geheime Sehnsucht so so enden wie die meisten Piraten der Karibik
    — am ende eine, vom Royal Navy, zur Verfügung gestellte Strick

    Spätestens jetzt sollte klar sein, das sie andere Umgebung suchen muss um diese geheime Sehnsüchte zu erfüllen.

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  4. mich würde interessieren:
    1. wo und wann wurde „nie nie nie…“ skandiert?
    2. evtl. wie es dazu kam, ob zB #Riot und so das machten?
    3. hat sowas zur PPlatt geführt?
    4. gibts dies und ähnliches auf YT?
    Danke sehr!

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    • @Lieber Pirat,

      wie im Text steht wurde der Sruch vor der Halle skandiert. Wer genau dabei war kann ich dir nicht sagen, da ich selbst wegen Arbeit nicht dabei sein konnte. Es gibt aber genügend Zeugen und Belege dafür. Zur Gründung der #pplattform hat geführt, dass die Linksaußenpiraten mit dem Ausgang der Wahlen nicht einverstanden sind und von einem Putsch gegen sie phantasieren. Ob es schon Videos davon auf YT gibt weiß ich jetzt nicht, allerdings sollen wohl in nächster Zeit welche hochgeladen werden. Dann werden wir die Akteure sicherlich auch in Aktion sehen und identifizieren können.

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